Warum schwarz oft auch bunt ist
Die Figur, wie sie sich so lässig anlehnt, verbirgt einen ganzen Strauß an Geschichten. Die spannendste ist die Druchtechnik, den tatsächlich ist das eine Radierung. Aber nicht, wie traditionell üblich, mit Hilfe einer Kupferdruckplatte. Meine Platte ist schlicht eine alte Schachtel, in der mal Kontaktlinsen drin waren.
Das erkennst du am besten oben: Das war die Lasche, mit der man die Box öffnen und schließen konnte. Nicht jeder Karton eignet sich für Radierung. Es funtionieren nur die mit einer starken, glatten Kunststoffbeschichtung. Denn dann kann ich eine Kaltnadelradierung machen, sprich: Mit einer spitzen Nadel eine Zeichnung in die Beschichtung ritzen.
Das ganze wird dann mit Ölfarben bestrichen, hier blau und orange: Zusammen ergibt das ein wunderbares Schwarz, doch an manchen Stellen blitzen noch die ursprünglichen Farben raus. Dann kommt die mühsame Seite der Radierung: Alle überflüssige Farbe muss wieder weg. Am Ende bleibt die Farbe nur in den Ritzen – und bei mir eben auch in den Falten, Kanten oder Beschädigungen, die die Kontaktlinsenbox mitbringt. Das ist für mich der Reiz des alten Materials, dass es immer eine Geschichten hat. Beim Druck übernimmt dann das Papier die Farbe.
Im traditionellen Kupferdruck kann man sehr viele gleiche Abzüge herstellen. Bei einem Karton gehen nur einige wenige, manchmal nur einer. Und jeder Abzug ist einzigartig, weil sich das weiche Material in der Druckpresse schnell verändert.