Material auf dem Arbeitstisch
Rotes, rosa und oranges Material auf Arbeitstisch Ausschnitt

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Ist das Kunst?

Nein, aber es kann noch nicht weg

Nein, es ist (noch) keine Kunst, sondern mein Arbeitstisch in der Kunstakademie im 3. Meisterkursjahr. Das Bild verrät Ihnen ganz viel über meine künstlerische Arbeit.

Ich schöpfe gerne aus der Fülle und lasse mich vom Material anregen. Links unter der Bildmitte liegt zum Beispiel ein Mon-Cheri-Einwickelpapier. Irgendwann wird es sich in einem der Werke in der Serie Mon-Cheri-Projekt wiederfinden.

Material auf Arbeitstisch
Rotes, rosa und oranges Material auf Arbeitstisch

Dieser (mit Blick auf das ganze Bild) winzige Ausschnitt zeigt, wo die Reise hingeht. Eine Folge von rosatonigen Papieren, dazu eine Figur (Seite aus einem Modekatalog), Kunststoffreste. Meine liebste Stelle auf diesem Ausschnitt ist die im rechten Drittel, wo das Mon-Cheri-Rosa teilweise klar, teilweise milchig zu sehen ist: Die Dämpfung wird verursacht durch einen Kunststoff, der an einer Plastiktüte zur Verstärkung der Tragegriffausstanzung befestigt war. Solche Abfallteile liebe ich – die so abwegig sind, dass ich Mühe habe, ihre Herkunft zu beschreiben.

Rechts oben der schwarze „Fleck“ hat schon eine lange Geschichte. Es ist eine recht kräftige Folie (es war einmal ein Leintuch darin verpackt), das ich für Monotypien genutzt habe, also einen einmaligen, nicht wiederholbaren Druck. Erkennbar ist z.B. noch der Rand eines Strichcodes und unten ein Fuß.

Das Material liegt stapelweise auf dem Tisch und manches ist transparent – so wie es sich später auf meinen Werken findet.

Die weißen, orangen und roten Striche oben links sind Farbproben von Pigmenten, Bindemitteln und Acrylfarben auf Kunststoff, um herauszufinden, welche Farbe gut auf Plastiktüten haftet. Darauf liegt ein Teil eines Versandetiketts, wie man sie mit Paketen bekommt. Darauf der Rest einer Reistüte.

Unterhalb sind ein Kalenderblatt, eine Geburtstagskarte und die Rückseite einer Hochzeitseinladung (gewachst, geritzt und mit schwarzer Ölfarbe, eingefärbt) zu sehen, darunter spitzelt eine Traubenverpackung hervor. Die meisten Blätter, Schnipsel und Materialien erzählen eine Geschichte: woher sie kommen, in welchem Zusammenhang sie entstanden, wo sie übrig blieben.

Solche Materialberge beflügeln meine Phantasie. Wenn ich eine Verpackung, einen Rest oder ein Fundstück sehe, spüre ich sofort: Das bleibt, das mag ich – ohne dass ich schon sagen könnte, was jemals daraus wird.

Ganz nebenbei zeigt dieser Tisch meine bevorzugte Farbwelt: alles von Rot bis Orange, inklusive Rosa von fast Weiß bis Leuchtpink und dunklem Magenta. Dazu kommt alles von weiß bis schwarz.